St. Marien zu Twielenfleth

Die Geschichte der Kirche

Twielenfleth liegt im Urstromtal der Elbe, das durch die gewaltigen Schmelzwassermassen der letzten Eiszeit geformt wurde. Nach Beendigung der Eiszeit vor etwa 12000 Jahren und damit Ausbleiben der großen Wasserflächen, wuchsen am Rande der größeren Flussarme allmählich Inseln empor, die landwirtschaftliche Nutzung zuließen. So auch zwischen Lühe und Schwinge die Twielenflether Feldmark. Nach Bodenfunden ist zwischen dem 4. und 2. Jh. vor Chr. Besiedlung (Flachsiedlung) wahrscheinlich. Spätestens mit Beginn der Holländer Kolonisation um 1135 wurden Alt - und Neusiedlung gemeinsam eingedeicht und vor Überflutungen geschützt.

Die Gemeinde Twielenfleth, zu der auch das später in Grünendeich umbenannte Bardesfleth gehörte, bildete einen eigenen Gerichtsbezirk nach sächsischem Recht. Kirchlich unterstand das gesamte sächsische Siedlungsgebiet der 1. Meile der St. Wilhadi Kirche in Stade. Mit steigender Siedlungsdichte kam das Bedürfnis nach eigenen Kapellen bzw. Kirchen auf. So ist bereits 1139 eine Kapelle in Bardesfleth nachgewiesen. Eine Kapelle in Twielenfleth wird erst 1385 urkundlich erwähnt. Sie erfasste nur den Ort Twielenfleth mit Hollernstraße. Bassenfleth und Wöhrden / Melau verblieben bei St. Wilhadi. Erst im 30jährigen Krieg, während der Belagerung Stades durch Tilly (Okt. 1627 - Mai 1628), erfolgte die Umpfarrung Bassenfleths nach Twielenfleth.

Der heutige Standort der Kirche war nicht der ursprüngliche. Im 14. und 15. Jahrhundert ereigneten sich zahlreiche schwere Sturmfluten, die auch im Alten Land zu starken Landverlusten führten, da die sächsischen Deiche den andrängenden Wassermassen nicht standhielten. In dieser Zeit wird auch die Twielenflether Ortsmitte mit Kirche und Friedhof aufgegeben und ausgedeicht worden sein. Es wird vermutet, dass sich der alte Kirchenstandort in der Elbe vor dem Kinderspielplatz beim Schwimmbad befand. Die neue Kirche wurde am jetzigen Standort errichtet.
Die Kirche gehört zu den sogenannten Schifferkirchen. Namensgeberin der Kirche ist die Gottesmutter Maria, die auch heute noch im Altarretabel die beherrschende Figur ist.
Die Einführung der Reformation erfolgte in Twielenfleth wahrscheinlich nicht lange nach Hollern (1540).

Wegen Baufälligkeit wurde die Kirche im Jahre 1819 als einschiffiger Fachwerkbau mit Backsteinausfachungen auf den alten Fundamenten neu errichtet.
Der Turm ist ganz aus Holz und hat ein Dach aus Schindeln. Die Gesamthöhe beträgt 28m.

Ausstattung

Das Innere der Kirche ist ein schlichter, heller Raum mit einem Holztonnengewölbe als Decke. Die Westseite wird von einer Empore eingenommen. Hier steht die Orgel. Ein Mittelgang teilt das Gestühl.

Der Altar ist mit roten Ziegelsteinen aufgemauert und mit einer Sandsteinplatte abgedeckt. Der Altaraufsatz zeigt ein Ölgemälde auf Eichenholz mit der Darstellung des Abendmahles mit Christus und den 12 Jüngern. Darüber befindet sich ein dreiteiliger Mittelschrein mit einer stehenden Muttergottes. Ihr zur Linken ist die Darstellung der Verkündigung Maria und zur Rechten die Anbetung der drei Könige zu sehen. In den Flügelschreinen links und rechts stehen in zwei Reihen die 12 Apostel. Alle Figuren sind aus Holz geschnitzt und stammen aus dem Ende des 15. Jh. . Das Kruzifix über dem Retabel stammt aus der 2. Hälfte des 14. Jh. Kanzel Sie stammt aus dem Jahre 1603.

Der Kanzelkorb steht 4 Stufen erhöht. Er besteht aus fünf Seiten eines Achtecks, an den Ecken kannelierte Pilaster. In 4 Feldern, unter Blendarkaden, sind in Öl auf Holz die Evangelisten Matthäus, Markus Lukas und Johannes gemalt. Das 5. Feld ist leer.

Eine Inschrift an dem Taufbecken verrät, dass dieses im Jahre 1606 von dem damaligen Juraten der Kirche - Johan zum Velde - und seiner Frau gestiftet wurde. Weiter ist zu lesen, dass eine Renovierung im Jahre 1650 von Paul zum Felde (Jurat der Kirche) und dessen Frau veranlasst worden war. Das Taufbecken, auf vier Füßen stehend, ist aus Eichenholz gefertigt und bemalt. An den acht Ecken befinden sich kannelierte Pilaster, in den Arkadenfeldern Blumenornamente. Das obere Gesims mit Klötzchenfries ruht auf acht Volutenkonsolen. Im Becken eingelassen ist ein schlichter Kessel aus Kupfer. Von dem Taufdeckel führen Stangenglieder durch die Decke und sind mit einem Gegengewicht verbunden.

Zu einer Schifferkirche gehört ein Schiffsmodell meinte der Zahnarzt Hugel. Eine Spende seiner Witwe verhalf der Kirche zu dem Schiffsmodell: See-Ewer "Hoffnung"- ein Besan-Ewer mit vollen Segeln. Dies ist ein Schiffstyp, der über Jahrhunderte in großer Anzahl in der Elberegion verbreitet war. Gebaut wurde das Modell von Manfred Wolf. Die Einweihung in der Kirche erfolgte am 3. Januar 1993.

Die jetzige Orgel wurde 1861 / 62 von dem Orgelbauer Furtwängler aus Elze gebaut. Der siebenarmige Kronleuchter im Mittelgang stammt aus dem Jahre 1673.