Nach dem neuesten Stand der Heimatforschung begann die Kolonisation in Hollern um 1135 durch holländische Siedler.
Den Siedlern wurden in den Besiedlungsurkunden neben eigenen Rechtsverhältnissen auch der Bau eigener Kirchen zugestanden. Ein erster schriftlicher Nachweis der Kirche datiert um 1250.
Die Kirchen in Hollern und Steinkirchen - also die gesamte Holländer Siedlung in der ersten Meile - waren zusammen dem Domdekan in Bremen direkt unterstellt. Dieser übte u.a. das Zehntrecht und die geistliche Gerichtsbarkeit aus.
Die Reformation hielt im Jahre 1540 in Hollern ihren Einzug. Der damalige katholische Priester hatte seine Pfarrdeiche nicht in gehörigem Stand gehalten, und wurde deshalb von den Kirchspielleuten abgesetzt. An seine Stelle wählte man einen Prediger, der lutherischen Bekenntnisses war.
Zum Schutz gegen Überflutungen wurden Kirche und Turm auf einer Wurt errichtet. Der Turm ist wohl das älteste noch erhaltene Bauwerk im Alten Lande. Seine Entstehung geht in das 12. Jahrhundert zurück. Mit seinen mächtigen Mauern und seiner Rundform sowie mehreren Schießscharten ähnlichen Öffnungen macht er den Eindruck eines Wehrturmes. Er ist einzigartig im Alten Lande und war sicherlich nicht nur bei Sturmfluten ein Fluchtort der Bevölkerung. Der Turm hat eine Gesamthöhe von ca. 25 Metern. Er ist der älteste Bauteil der Kirche.
Das Kirchenschiff und der Altarraum waren ursprünglich im gotischen Stil erbaut. Hiervon sind nur noch die Grundmauern erhalten. Im Jahre 1901 wurde die stark baufällig gewordene Kirche auf diesen Grundmauern in wesentlichen Teilen neu aufgemauert. Die vier Priechen oder Hochstühle an der Nordwand, die den vornehmsten Familien vorbehalten waren, fielen der Sanierung zum Opfer.
Ausstattung:
Das Innere der Kirche zeigt sich als einschiffiger Raum mit verputzten, geweißten Wänden und West- und Nordempore. Kirchenschiff und Altarraum sind mit einer fast halbkreisförmigen Tonne gedeckt. Das Tonnengewölbe ist blau gestrichen und mit vergoldeten Reliefs von Sonne, Mond und Sternen ausgeschmückt.
Altar:
Er ist um 1570 entstanden (bis dahin Hochaltar). Der Altar ist aufgemauert und verputzt. Der Altaraufsatz aus Holz zeigt u.a. - gemalt in Öl auf Holz - im Mittelfeld das Abendmahl sowie die Szene der Fußwaschung und Gethsemane. In den Flügeln links und rechts werden die Anbetung der Hirten, die Geißelung, die Kreuzigung mit Essigtränkung sowie die Auferstehung dargestellt. Über dem Mittelfeld ist ein Bild über das jüngste Gericht angebracht. Links und rechts hiervon befinden sich vollplastische Figuren von Petrus und Paulus und Medaillons mit Luther und Melanchton. Die Bekrönung des Altars bildet ein gesprenkter Giebel mit vollplastischer Kreuzigungsgruppe.
Kanzel:
Die älteste Kanzel wurde 1559 errichtet und 1670 durch die heutige mit Schalldeckel ersetzt. Die Brüstung wird aus vier Seiten eines Achtecks gebildet. In den vier Feldern befinden sich Ölgemälde der Evangelisten. Die Unterseite des Schalldeckels enthält eine Darstellung von "Pfingsten". Die Inschrift im Gesims der Kanzel lautet: 1671 VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit).
Taufbecken, Taufdeckel, Taufschranken, Taufengel:
Das Taufbecken stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Der 40 cm hohe Bronzekessel ruht auf den Schultern dreier männlicher, jugendlicher Gestalten, die auf einem Backsteinsockel stehen. Der Taufdeckel aus Holz mit seinem reichverzierten, turmartigen Aufsatz und zwei bärtigen Plastiken, die die Taufe Christi darstellen, wurde um 1660 angefertigt. Bewegt wird der Taufdeckel mittels eines an ihm befestigten Eisenstabes, der bis auf den Dachboden verlängert und dort mit einem Gegengewicht verbunden ist. Eingefasst wird das Taufbecken durch im Achteck angeordnete Taufschranken von 1572.
Der jetzt mitten in der Kirche unter dem Tonnengewölbe aufgehängte Taufengel aus dem 17.Jahrhundert, war wohl ursprünglich mit dem Taufdeckel so verbunden, dass der eine sich senkte, wenn der andere gehoben wurde.
Standbild des Heiligen Mauritius:
Der Heilige Mauritius ist der Namensgeber der Kirche. Das Standbild steht in einer Wandnische rechts der Kanzel. Er ist als Mohr dargestellt. Nach der christlichen Legende war er Anführer der Thebäischen Legion, die eine Legion mit christlichen Soldaten war. Sie wurde von Kaiser Maximianus (286 - 305) zur Christenverfolgung eingesetzt. Deshalb verweigerten sie den Gehorsam und starben mit ihrem Anführer den Märtyrertod.
Zur Ausstattung gehören weiter:
- Orgel von Arp Schnitger,
- Kronleuchter mit 4 Lichtarmen von1681,
- Ölgemälde auf Leinwand, die Bergpredigt darstellend,
- Epitaph (Gedenktafel mit Inschrift für eine Verstorbene),
- das Kastengestühl, zuletzt erneuert 1960 / 61.