St. Marien zu Grünendeich

Die Geschichte der Kirche

Schwere Sturmfluten im 14. und 15. Jahrhundert. haben das Gebiet der heutigen Ortschaft Grünendeich stark verändert. Damals ging der heute nicht mehr genau zu lokalisierende Ort Halstenfleth und das ebenfalls nicht mehr auffindbare Kirchspiel Bardesfleth (1139 zuerst und 1432 zuletzt erwähnt) zugrunde.
Die neu besiedelte Restfläche erhielt den Namen Grünendeich, der erstmals 1449 erwähnt und um 1500 als eigenes Kirchspiel dargestellt wird. Eine erste Kirche nahe der Elbe wurde durch Sturmfluten im 16. Jahrhundert zerstört.

Für den Wiederaufbau der Kirche stiftete um 1608 die Schwedin Margareta Peders Dotte Skuthe aus Lenköping den Grund und Boden wie das Baumaterial der heutigen Kirche. Sie lebte auf dem damaligen Rittergut "Adlersburg", nur einige hundert Meter von der Kirche entfernt am heutigen Steinweg. Die Kirche, ein einschiffiger Fachwerkbau, mit Backsteinausfachungen, steht auf einer Sandwurt. Der hölzerne Glockenturm mit Pyramidenhelm ist durch die Wetterfahne auf das Jahr 1625 datiert. Der Eingang führt durch das alte Brauthaus, wo in früheren Zeiten bei Hochzeiten die Brautpaare vor dem Pastor ihre Eheringe wechselten und die Zehn Gebote mit Erklärungen aufsagten.

Kirchenraum

Der Altar, die Kanzel, die Taufe und die Nordempore stammen aus den Jahren 1616 bis 1618 - allesamt gestiftet von der Familie Oßwaldt von Zesterfleth, die Besitzer des ehemaligen "Sassenhofes" waren und große Ländereien besaßen.. Zur Familie gehörte die mit 16 Wappenschilder bemalte Empore auf der Nordseite; die drei weiteren Emporen (Priechen) stammen aus den Jahren 1663-1790. 

Ausstattung

Der Altar gilt als Beispiel für das Weiterleben gotischer Formvorstellungen bis ins frühe 17. Jahrhundert. Im Schrein zeigt er den Gekreuzigten mit Maria und Johannes; Maria Magdalena kniend. Im Hintergrund ist als Flachrelief eine Stadtansicht mit Hügeln zu sehen. Die beidseitigen Flügel zeigen im geschlossenen Zustand Bilder der vier Evangelisten, in geöffneten Szenen der Leidensgeschichte Jesu (Gefangennahme, Geißelung, Dornenkrönung und Kreuztragung). Unter dem Schrein die Darstellung des Abendmahls als Symposion (Jesus und seine Jünger liegend um den Tisch).

Die Kanzel trägt die Inschrift Salich sind de, de dat Wardt Gades hören und bewaren. Darunter befinden sich in vier Feldern sitzende Figuren: die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Ecken sind verziert mit Tuchmasken, Hermen und Fruchtgehänge.

Die Taufe im achteckigen Format wird von geschnitzten Hermen geziert - abwechselnd bärtig und bartlos. Die Inschrift lautet: Wol dar gelovet und gedoft werdt, de werdt salich werden, wol averst nicht gelovet, de wert verdamet werden. Die Taufschale besteht aus getriebenem Messing. Am Rand ist das eingravierte Wappen der von Zester-fleth zu sehen. Der Taufdeckel, der früher nur zur Taufhandlung vom Becken gehoben wurde, zeigt die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer.

Über Herkunft und Bedeutung der Tafel an der Südwand von 1582 ist nichts genaues bekannt. In der Mitte stehen im Kreis die Buchstaben ihs für Christus, von einem Strahlenkranz umrahmt. Die Randumschrift lautet: Dar is nen ander / name de mesche gegevn dar / wi solln inne selich werde da der name ihesus.

Das Bildnis Christi, dessen lateinische Inschrift auf die Weihe des Bildes am Johan-nistag in Rom hinweist, ist 1675 von Friedrich Mysius, Gräfe des Alten Landes, gestiftet.

Das Epitaph an der Südwand des Pastors Johannes Gödtkens (+1744) trägt in der oberen Tafel die Inschrift: Wer wahre Gottes furcht, und Treü im Ampt will sehn, / Der schaue diesen Mann da sie beysammen stehn.

Um Bänke in der Kirche wissen wir erst aus der Zeit um 1770. Wie damals üblich mussten die meisten käuflich erworben werden. Einige Namensschilder sind über den Emporenbänken noch zu finden. Die Sitzkissen wurden von Frauen aus unserer Gemeinde Ende der Achtziger Jahre in liebevoller Handarbeit gefertigt.

Das dreiseitig umlaufende, obere Fensterband mit Bleiverglasung ist seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. durch angebaute Priechenaufgänge unterbrochen. Zu dieser Zeit wurden zusätzliche Fenster in den darunterliegenden Gefachreihen eingebaut.

Im Turm befinden sich vier Glocken. Zwei aus dem 14. Jahrhundert stammende sollen eine Stiftung aus dem ehemaligen Kloster Fintel bei Rotenburg sein, die beiden anderen sind Nachfolger der im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen und 1963 und 1991 gegossen. Am Turmhelm befindet sich die Uhrschlagglocke von 1753. Im Turm ist das alte Uhrwerk von 1895 erhalten.

Im Jahre 2004 haben das Ehepaar Meinken anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit diesen Elbewer mit dem Namen "Hosianna gestiftet, der in Grünendeich beheimatet war.